Am zweiten Tag hatte ich es geschafft, mein Handy betriebsbereit einzurichten. Ich kramte die Nummer vom deutschen Arzt Norbert Scheufele ( Doc Holyday ) raus und wählte seine Nummer. Ich ließ das Telefon 3 mal 4 mal klingeln und wollte schon auflegen, als sich eine eine angenehme Frauenstimme meldete. Es stellte sich heraus, es war Petra, die Frau vom Doc Holyday. Sie berichtete mir halb entschuldigend, daß Ihr Mann kurzfristig nach Deutschland fliegen musste, da seine Mutter plötzlich schwer erkrankt war. Wir verabredeten uns für den folgenden Abend in unserem Hotel. Der Abend nahte, und wir fragten uns, was hatten wir vereinbart? 19:00 deutsche oder dominikanische Zeit? Man muss wissen 19:00 deutsche Zeit bedeutet pünktlich, wobei 19:00 Uhr dominikanische Zeit durchaus auch 22:00 bedeuten kann :-)
Gegen 19:00 Uhr schlenderten meine Frau und ich gemächlich Richtung Rezeption. Was war das? Dort standen schon Mutter und Tochter ,und mit deutscher Pünktlichkeit 5 Minuten vor der Zeit.
Nach einem ausgedehnten Abendessen besprachen wir die Situation der Kinder im Land. Wir waren uns einig, daß die Situation der Kinder zur Zeit höchst brisant ist. Kein oder wenig Essen, keine oder schlechte Schulausbildung, weil die Eltern die Mittel für die Schule nicht aufbringen können, sowie sehr schlechte Krankenversorgung aus dem gleichen Grund. Die Behandlung in den Spitälern ist zwar frei, aber die Medikamente müssen bezahlt werden. Dies ist für die arme Bevölkerung aber unmöglich.
Wo sollten wir nun anfangen mit unseren bescheidenen Mitteln? Wir hatten keine 30 Millionen Euro von der Entwicklungshilfe, die angeblich 2003 in die Dominikanische Republik für Schulen und soziale Projekte geflossen sind. Wir haben nichts davon gesehen. Wir haben hinter die Kulissen von Tourismus und Fun gesehen.Wir sahen sehr viel Elend, und Kinder die immer weniger lachen.
Wir entschlossen uns auf Vorschlag von Petra (Docs Frau) im Campo la Cienega in Cabarete anzufangen.
Am 11.6.2004 fuhren wir mit einem mit Kleidung und Süßigkeiten vollgepackten Jeep Richtung Campo La Cienega in Cabarete. Angekommen in einer Ecke des Dorfes, wo die Hütten fast keine mehr waren, begannen wir mit dem Auspacken unserer Kinderkleidung. Was war das? Ich hatte ein stürmisches Reissen um die Sachen wie bei uns im Schlussverkauf erwartet. Im Gegenteil, die Mütter mit Ihren Kindern suchten sehr gesittet die Sachen aus.Was den Kindern nicht passte, wurde ordentlich wieder zurückgelegt. Nach einer halben Stunde war der Jeep wie leergefegt. Der Renner waren die Süßigkeiten bei den Kindern. Keine Gier. Keiner nahm sich zwei Sachen, die letzte Lakritzschnecke wurde noch untereinander aufgeteilt.
Bei dieser Aktion stand uns das Wasser kurz vor dem überlaufen.Selbst Petra, die in dem Land lebt, hatte glasige Augen. Meine Gefühle kann man kaum beschreiben.Das muss jeder selbst erleben.In solchen Situationen glaube ich manchmal, ich bin zu weich für diese Welt.
Dann die Frage an die Kinder, wer im nächsten Jahr zur Schule gehen möchte. Wir suchten die ersten 10 Kinder aus, die sich am schnellsten gemeldet hatten und notierten Ihre Namen. Diese Kinder erhalten im August 2005 Ihre Schuluniform, sowie alle Schulutensilien zur Einschulung von uns.
Wir hoffen aber insgeheim, daß wir noch mehr Kindern ermöglichen können, 2005 zur Schule zu gehen. Es kommt ja immer auf die Höhe der Geldspenden an, die in unsere Sammeldosen und auf unser Spendenkonto fließen.
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Dominikanische Kinderhilfe e.V. Stadtsparkasse Cuxhaven BLZ 241 500 01
Kontonummer 311472 International BIC BRLADE21CUX IBAN DE84241500010000311472
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Nachdem wir mit der vielbeschäftigte Diputada Ilana Neumann Hernandez für den 13.06.04 einen Termin zur Medikamentenübergabe vereinbart hatten, nahte dieser nun.
Als Sie die Menge der Medikamente sah, konnte Sie sich kaum noch beruhigen und bedankte sich immer wieder. Die Medikamente teilt Sie unter Ärzten auf, die die arme Bevölkerung kostenlos behandeln und somit auch die Medikamente kostenlos abgeben. Am 14.06.04 übergaben wir noch einige Medikamente an Petra, Doc Holydays Frau. Doc Holyday brauchte diese Medikamente dringend für seine armen Patienten. Diese Medikamente gibt er dann kostenlos weiter.. Anschließend fuhren wir noch zu einer, für uns winzigen Klinik mit einem einzigen Entbindungsbett und einem Babybett. Dort gaben wir Babybodys ab, damit die Kinder nach der Geburt nicht nur in Tüchern nach Hause müssen.
Fazit unserer Reise.
Die Kraft, die aus dem Herzen kommt, ermuntert uns, Dinge zu tun, zu denen wir normal nicht fähig wären. (B.Möhler)
Jürgen Möhler.