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Petras Erlebnisse beim Kampf um den Container Teil 1



Es ist Sonntag Abend, halb 9, das Telefon klingelt.Es ist Dr. Garcia, der mir mitteilen möchte,daß es morgen früh losgehen kann.Endlich, auf den Anruf hatte ich gewartet! Ich sagte zu,und stand am nächsten Morgen pünklich zur verabredeten Zeit an der Base.
Man begrüßte mich freundlich wie immer und bat darum noch ein wenig Geduld zu haben, Dr. Garcia sei noch nicht da und man würde mich informieren! Also hatte ich noch ein wenig Zeit, rauchte genüsslich eine Zigarette und sah zu, wie ein paar der Soldaten mit Musikinstrumenten umhergingen.
Aus einiger Entfernung konnte man tiefe Tuba und Basstöne und einige schräg  geblasene Trompetentöne hören.
Wenige Zeit später kam noch ein Mann mit der dominikanischen Flagge dazu, und die Herrschaften versammelten sich auf dem Vorplatz zum Morgenappell.
Lustig wie es hier so zugeht, dachte ich und lauschte gespannt.Eine gewisse Komik konnte man dem Schauspiel nicht absprechen.Alles wirkte zusammengewürfelt (obwohl die Mienen sehr ernst waren). Und die aus Deutschland gewohnte Ordnung brachten die Herren nicht so richtig zustande, aber sie gaben sich ja Mühe.
Das Ganze gipfelte darin, daß sich der Zug irgendwann in Bewegung setzte und in Begleitung einiger Soldaten seinen Weg musizierenderweise über das Militärgelände nahm.
Ende Oktober,einen Moment dachte ich über das Datum nach.Hörte ich richtig,spielten sie tatsächlich Jingle Bells?? Jetzt musste ich wirklich schmunzeln.Ach welche Weihnachtsgefühle in der milden, sommerlich wirkenden Brise und unter dem Einfluss der Klänge doch in  mir hochstiegen.
Endlich kam Dr. Garcia, begrüßte mich freundlich wie immer und sagte, daß der LKW inklusive Soldaten in wenigen Minuten startklar sei.Ich solle solange in der Offiziersmesse warten und noch einen Cafécito zu mir nehmen.Puh,in diesem Land kann nichts vorwärtsgehen.Immer nur warten, aber gut,bin ja ein geduldiger Mensch!
Dann rief man mich endlich und wir konnten loslegen.Aber wo, bitte schön, sollte ich denn auf dem LKW Platz nehmen? Hinten gab es Holzpritschen für die begleitenden Soldaten (sie taten mir leid, denn bei den Straßenverhältnissen und der langen Fahrt von 4 Stunden dürfte der Hintern schmerzen)  und vorne war neben dem Fahrer ein Beifahrerplatz auf den sich Dr. Garcia platzierte. Er reichte mir nach meinem stummen Blick die Hand, um mich nach oben ins Führerhaus zu ziehen.Ein Trittbrett gab es nicht, wahrscheinlich irgendwann abgebrochen und nie mehr instandgesetzt.
Na ja,ich weiß ja , in welchem Land ich lebe!!
Also los ging´s.Unter vielen “bueno viaje! und “que tenga buena suerte” Zurufen verließen wir das Gelände.Dr. Garcia hatte inzwischen seinen Platz auf der Mittelkonsole,welche gegen die entstehende Motorhitze mit einem Stück Plastik abgedeckt war, eingenommen und mir den bequemen Platz überlassen.Im Rücken einen Feuerlöscher,sicherlich nicht die bequemste Reiseart, aber man(n) ist ja Gentleman!
Fast in Puerto Plata angekommen, rief jemand von hinten, dass wir anhalten sollen , was umgehend geschah! Ein Soldat stieg ab und wechselte wild gestikulierend ein paar Worte mit Garcia.
In einem Colmado wurde  noch eine Telefonkarte erstanden und schwupp, eh ich mich versah, stieg Garcia aus, um dem Soldaten Platz zu machen, der sich wohl mit Nierenschmerzen nicht weiter hinten in der Pritschenabteilung aufhalten wollte.
Ich versuchte, mich auf die schöne Umgebung an diesem wunderschönen Tag zu konzentrieren, und musterte meinen neben mir sitzenden Mitfahrer aus den Augenwinkeln. Ich kannte ihn nicht und so machte ich mir Gedanken, ob ich die ganze Fahrt lieber schweigen sollte,aber das ist auch langweilig und so kramte ich ein paar Kaugummis heraus und bat jedem der Herren einen an.
Wie schnell und leicht doch hier das Eis bricht.
Lachend wurde angenommen und man fragte mich nach meinem Namen und wo ich denn herkomme!
Neben mir saß nun  Antonió. Den Namen des Fahrers hab ich nicht verstanden, und weiß ihn bis heute nicht! Jedenfalls wurde es eine recht vergnügliche Fahrt, nur,wenn ich gewusst hätte, was noch alles auf mich zukommt, hätte ich mich sicher nach Hause gewünscht! Nach 4 1/2 Stunden und einem Zwischenstop zum Frühstücken erreichten wir endlich Rio Haina.Hier in diesem Riesengelände, welches sich über ca. 3 Kilometer erstreckte, stand also irgendwo der Container. Beim Anblick der vielen Bürogebäude und einer Unzahl von hektisch umherlaufenden Menschen, keimte schon leicht der Verdacht in mir auf, dass es wohl nicht nur mit dem Abholen des Containers getan sei!!
Garcia und Peña waren schon im ersten Gebäude verschwunden, und kamen kurze Zeit später in Begleitung eines langen, dürren Dominikaners wieder, dessen Gebiss ich nie vergessen werde.
Solche schiefen und großen Zähne hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen.Daß der sich überhaupt artikulieren kann, und wie mag es erst mit der täglichen Nahrungsaufnahme aussehen?
Ich muss ihn wohl recht befremdlich angeschaut haben.
Angesichts meiner Gedanken kein Wunder.Nun ja,er war einer der sogenannten „Läufer“ hier, jemand der sich hier mit der ganzen Bürokratie auskennt, und uns in den nächsten Stunden wohl hilfreich zur Seite stehen würde!
Na gut,wenn er weiß, wie und was hier abgeht , sollen mir seine Zähne egal sein und schnell laufen kann er trotzdem.Hauptsache wir bekommen den Container so schnell wie möglich raus und können wieder zurück fahren!!
Ich weiß nicht, wie viele unzählige Male wir an diesem Tage in diversen Bürogebäuden die Treppen rauf und runter gelaufen sind.Dann 3 Kilometer runter zu diesem und 3 Kilometer rauf zu jenem,und daß bei einer Hitze von geschätzten 40 Grad,während die Soldaten brav mit Gewehr im Anschlag  zur Verteidigung des LKW´s bereitstanden!
Erste Station war die Agentur, auf der die Originalpapiere lagen.Die brauchten wir, um überhaupt etwas zu bewegen. Natürlich lag keine Übersetzung der Papiere vor, welche über den Inhalt des Containers Aufschluss gaben.
Also,Papiere her und erst mal alles übersetzen.
Meine Geschwindigkeit beim Übersetzen wurde durch eine hochschwangere Dominikanerin wieder zunichte gemacht, welche sich in Anbetracht ihrer Fülle nur unsäglich langsam bewegen konnte und keine rechte Lust mehr zum Arbeiten demonstrierte! Die Zeit drückte schließlich, und so wie unser Läufer bald durchblicken ließ, sollte es nicht die letzte Station auf unserem langen Weg sein!! Na, das konnte ja noch heiter werden!
Hier ein Stempel,dort eine Unterschrift,und für alles wurde Geld verlangt.Wie sich sehr bald herausstellte ZUVIEL GELD.Ich hatte nicht genug dabei.Sollte das etwa ein Witz sein???!! Wir schicken einen Hilfscontainer mit Spendengütern und nun sollen wir dafür auch noch ne Menge Kohle bezahlen??
Ich versuchte an jeder Stelle zu handeln wie ein Jude,erklärte, daß es sich doch um Spenden handelte und versuchte herauszufinden, warum man uns solche Steine in den Weg legen wollte. Resultat der Diskussionen war, daß man keinen Zoll erheben wolle, aber die benötigten Stempel , Unterschriften und was sonst noch gebraucht würde, halt Geld kosten.Das mache man selbst für den Präsidenten nicht umsonst!
Den Container selbst hatte ich am Ende dieses Tages nicht einmal zu Gesicht bekommen,wusste weder wo er stand, noch,wann wir ihn endlich heraus bekommen würden!
Es  war mittlerweile schon spät geworden, so daß man an die Heimfahrt denken musste. Mein Geld war restlos aufgebraucht, und ich hatte keine Moeglichkeit, hier zu uebernachten.
Also,puh,wieder 4 ½ Stunden auf dem LKW, ohne die Sachen und den Gedanken daran, daß wir morgen die gleiche Nummer dann noch mal hinlegen mussten!
Wir alle, außer den „Wachposten“ am LKW, waren müde, hungrig verschwitzt,brauchten eine Dusche und dann nur noch ein Bett!!
Garcia telefonierte mit der Base und erstattetet Bericht über den Tagesverlauf.Mit strenger Miene sagte er immer nur: Si Señor, que sí Señor und wenig später erzählte er mir, daß der General entschieden habe, daß der LKW in San Isidro, der Hauptstelle bleiben solle.
Natürlich auch die Soldaten, damit wir morgen nicht noch mal diese Reise machen müssen!
Und wie komme ich nach Hause, oder wo sollte ich bleiben? Eine Nacht im Schlafsaal einer Militärbase erschien mir nicht erstrebenswert.
Garcia wusste die Lösung.Alle auf den LKW,rein in die Stadt zur nächsten Caribetourbusstelle. Garcia und Petra raus, und ab ging´s im klimatisierten Bus, zunächst nach Santiago.Es regnete mittlerweile und kalt war´s auch, auch wenn die Sitze mehr Komfort hatten als der Beifahrersitz des LKW.
Nach 2 ½ Stunden kamen wir an.Nun wurde ein Guagua gesucht, für die Weiterfahrt nach Puerto Plata.Inzwischen war es schon ca. 9 Uhr abends, und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten,aber was tut man nicht alles, wenn´s nicht anders geht!!
Ein Guagua wartete, einige Fahrgäste hatten schon Platz genommen, aber der Fahrer teilte uns mit, daß er erst fahren würde, wenn 11 Gäste sein Vehikel und seinen Geldbeutel gefüllt hätten.
Also warteten wir ca. eine ½ Stunde mit 10 Leuten, jedoch ohne daß sich ein elfter Fahrgast einstellte, während sich der Betreiber des Kleinbußunternehmens draußen mit Dominospielen die Zeit vertrieb!! Plötzlich wurde diskutiert.Jeder zückte seine Geldbörse und alle sammelten, um den Fahrpreis des nicht vorhandenen 11. Gastes aufzubringen.
Selbst die unglaubliche Geduld des gemeinen Dominikaners scheint wohl seine Grenzen zu haben ;-)))
Noch mal weit über eine Stunde Fahrt folgten.Weniger bequem als im Bus,dafür aber mit den verschiedensten Düften der Mitreisenden angereichert.Eng und stickig war´s hier.Einer aß genüsslich und laut seine mitgebrachtes Pollo con arroz,eine andere probierte ihr neu erworbenes Parfum aus, welches trotz der Enge aus den Tüten hervorgekramt wurde.Dazu aus dem Radio das übliche laute Merengue oder Bachata Unterhaltungsprogramm.Garcia quetschte die Augen zu und konnte wohl in Anbetracht dieser, für ihn gewohnten Gemütlichkeit auch noch schlafen!
Ich wollte nur noch nach Hause!!!!!
In Puerto Plata angekommen, es war mittlerweile halb elf, beratschlagten wir, wie ich nun den Rest des Weges bis zur Base hinter mich bringen konnte.
Ein Guagua fuhr um diese Zeit nicht mehr, also kam nur ein Taxi in Betracht.Garcia suchte einen Fahrer, den er kannte.Schließlich wollte er sicher sein, daß ich unversehrt ankomme. Also rein ins Taxi,und ab bis zur Base.Dort stand mein Auto,endlich,das Bett rückt in erreichbare Nähe.
Vorsichtig fuhr ich den Rest des Weges nach Hause.
Es  war fast Mitternacht, als ich ankam.Morgen früh war ich um 5 Uhr mit Garcia verabredet.
Ich wollte die Strecke nach Santo Domingo dann mit meinem Auto fahren!
Schlafen lohnte fast nicht und letztendlich konnte ich es auch nicht, denn ich musste über den Tag nachdenken und war sehr aufgekratzt...!!

Fortsetzung folgt.

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